StadtPalais – Museum für Stuttgart

Schwarzer Donnerstag

Donnerstag, 30.9. – 12:45 Uhr

StadtPalais

Am „Schwarzen Donnerstag“ lädt das StadtPalais – Museum für Stuttgart am 30.09.2021 zum hybriden Stadtrundgang gemeinsam mit den Historikern Dr. Torben Giese, Direktor des StadtPalais – Museum für Stuttgart und Prof. Reinhold Weber, stellvertretender Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg in den Schlossgarten ein.

Der „Schwarze Donnerstag“ am 30.09.2010 ist einer jener Tage, der in das kollektive Gedächtnis aller Stuttgarter Bürger*innen eingegangen ist. Viele Stuttgarter*innen wurden Zeitzeug*innen der Eskalation von Gewalt bei der Räumung des Schlossgartens. Die medialen Bilder des wohl einschneidendsten Tag in der jüngeren Stadtgeschichte sind den Stuttgarter*innen auch elf Jahre später noch präsent. Die meisten Stuttgarter*innen wissen was sie an diesem Tage gemacht oder von wo sie das Geschehen verfolgt haben. Doch was bedeutet es für die städtische Gesellschaft, eine solches Ereignis kollektiv erlebt zu haben? Wie ist es mit dem Verhältnis zwischen Staat und Bürgerschaft in Stuttgart bestellt? Hat der „Schwarze Donnerstag“ Stuttgart und die Diskurs- und Diskussionskultur in der Landeshauptstadt nachhaltig verändert? Diese und weitere Fragen zur historischen Einordnung und Bedeutung des „Schwarzen Donnerstages“ in die jüngste Stadtgeschichte werden während diesem Stadtrundgang durch den Schlossgarten gestellt. Gemeinsam diskutieren die Historiker Prof. Reinhold Weber, stellvertretender Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und Dr. Torben Giese, Direktor des StadtPalais – Museum für Stuttgart, über die historische Dimension der Ereignisse und ihre Bedeutung für die jüngere Entwicklung Stuttgarts. Gemeinsam unternehmen sie einen ersten Versuch der Historisierung der bis heute stark emotional aufgeladenen Ereignisse. Dabei geht es nicht um eine detailgetreue Rekonstruktion der Ereignisse vor Ort, sondern um die entstehende Spannung zwischen Authentizität und Historisierung. Beim Stadtrundgang wird die Frage gestellt, wie präsent die Ereignisse im Schlosspark sind und wie sehr die Gesellschaft diesen Ort mit dem „Schwarzen Donnerstag“ verknüpft.

Der „Schwarze Donnerstag“
Protestaktionen von Bürger*innen begleiteten das Projekt Stuttgart 21 (S 21) der Deutschen Bahn seit Beginn der Planung 1994. Ziel der kostspieligen Baumaßnahmen ist es, den oberirdischen Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen samt Anschluss an eine Neubaustrecke Stuttgart-Ulm. Die Protestformen waren vielfältig: Montagsdemonstrationen, Kundgebungen, Musikveranstaltungen, „Schwabenstreiche“, Protestplakate am Bauzaun, Unterschriftenaktionen, Infostände, Besetzung des Schlossparks, Besetzung der Parkbäume und vieles mehr. Die Proteste organisierten sich in einem „Aktionsbündnis“ aus unterschiedlichen Gruppierungen aus der Bevölkerung. Nach Abriss des Nordflügels des Hauptbahnhofes verstärkten die Gegner des Bauprojekts ihren Widerstand und es kamen immer mehr Teilnehmer*innen zu den Montagsdemos. Als die Parkräumung und das Fällen der alten Parkbäume kurz bevorstanden, eskalierte am 30. September 2010 die Situation zwischen Demonstranten und Polizei. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, um die Protestierenden aus dem Schlosspark zurückzudrängen. Es gab Verletzte. Ungeachtet der Ereignisse wurden, wie geplant, die Parkbäume gefällt und das Neubauprojekt am Bahnhof begonnen.


Hybrider Stadtrundgang

Treffpunkt: Planetarium Stuttgart, Willy-Brandt-Straße 25, 70173 Stuttgart, hier werden auch die Headsets ausgegeben