Schwarzer Donnerstag
Salonausstellung
23.09.2020 bis 15.10.2020
Schwarzer Donnerstag
Multimedia Ausstellung
Protestaktionen von Bürger*innen begleiteten das Projekt S 21 der Deutschen Bahn seit Beginn der Planung 1994 eines neuen Bahnknotens in Stuttgart. Ziel der sehr kostspieligen Baumaßnahmen ist es, den oberirdischen Kopfbahnhof in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen samt Anschluss an eine Neubaustrecke Stuttgart-Ulm.
Die Protestformen waren vielfältig: Montagsdemonstrationen, Kundgebungen, Musikveranstaltungen, „Schwabenstreiche“, Protestplakate am Bauzaun, Unterschriftenaktionen, Infostände, Besetzung des Schlossparks, Besetzung der Parkbäume etc. Die Proteste organisierten sich in einem „Aktionsbündnis“ aus unterschiedlichen Gruppierungen aus der Bevölkerung. Die bekannteste Gruppe waren die „Parkschützer“. S 21-Gegner, die sich für den Erhalt des Mittleren Schlossgartens und des Hauptbahnhofes einsetzten.
Nach Abriss des Nordflügels des Hauptbahnhofes verstärkten die Gegner des Bauprojekts ihren Widerstand und es kamen immer mehr Teilnehmer zu den Montagsdemos. Als die Parkräumung und das Fällen der alten Parkbäume kurz bevorstanden, eskalierte am 30. September 2010 die Situation zwischen Demonstranten und Polizei. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Pfefferspray ein, um die Protestierenden aus dem Schlosspark zurückzudrängen. Es gab Verletzte. Ungeachtet der Ereignisse wurden, wie geplant, die Parkbäume gefällt und das Neubauprojekt am Bahnhof begonnen.
Mit einer multimedialen Inszenierung im StadtPalais soll 10 Jahre nach dem wohl einschneidendsten historischen Tag in der jüngeren Stadtgeschichte erinnert werden. In Bildern und Filmsequenzen werden die Ereignisse Revue passieren und dabei im Rückblick, vor allem die Vielstimmigkeit der Protagonisten ins Zentrum rücken. Es gab nicht nur Gegner*innen, Befürworter*innen, öffentliche Berichterstattung, die Entscheidungen der Politik und der Deutschen Bahn, sondern auch weniger laute Stimmen. Kaum ein anderes Großprojekt in der jüngsten Vergangenheit wurde nicht nur so laut und so emotional, sondern auch so breit und vielstimmig in und über Stuttgart hinaus diskutiert.
Die multimediale Inszenierung ist aber nicht nur ein reflektierter Blick 10 Jahre zurück, sondern fragt nach den Folgen eines solchen Tages. Welchen Einfluss und welche Auswirkungen hatte der „Schwarze Donnerstag“ auf die Politik, auf die Entscheidungsprozesse bei Großprojekten, auf den Einfluss von Bürgerbegehren, auf die Stuttgarter Stadtgesellschaft und ihre Stadt sowie auf konkrete Planänderungen bei der Bauausführung von S 21. Der Blick 10 Jahre zurück ist zugleich der Blick nach vorne.
Dr. Edith Neumann, Sammlungsleiterin des StadtPalais: „An einem solchen historischen Tag in der Stuttgarter Stadtgeschichte wollen wir nicht nur rückblickend Erinnerungen wachrufen, sondern vielmehr feststellen, dass bürgerschaftliches Engagement ein wesentlicher Teil unserer Demokratie ist.”
Videos
Podiumsdiskussion Schwarzer Donnerstag
Informationen
Ort
Stadtpalais, Saal Marie
Dauer
23.09.2020 bis 15.10.2020
Anmeldung
Die Ausstellung „Schwarzer Donnerstag“ ist ohne Anmeldung.