Kabinett der grauen Künste

Die „Sachbeschädigung“ wurde im Rahmen eines studentischen Projekts von Studierenden der Hochschule der Medien Stuttgart konzipiert, die nach Wegen einer Musealisierung aktueller Protestbewegungen gesucht haben. Die aktuellen Protestbewegungen sollten einerseits als legitimes gesellschaftliches Engagement wertgeschätzt, aber zugleich im Museum in einem authentischen Kontext gezeigt werden. Im Zentrum der Idee steht folglich die Toilette als stiller, intimer Ort des Protests. Alt und Jung kennen die verschmierten, mit Tags und Aufklebern übersäten Toiletten von Clubs, Szenebars oder auch Schulen, in denen sich ganz niederschwellig und unbeobachtet gesellschaftlicher Protest zementiert. Insgesamt 9 Kabinen der Toiletten im StadtPalais – Museum für Stuttgart werden nun zu solchen Orten des Stuttgarter Protests.

Im Verlauf des Semesters beschäftigten sich die Studierenden intensiv mit jeweils einer Stuttgarter Bewegung oder Demonstration und stellten eine Sammlung von Bildern zusammen, die in Zusammenhang mit der Gruppierung stehen. Anhand der Recherche der Studierenden entwarfen drei Graffiti-Künstler die Motive, die an den Türen der Toilettenkabinen im StadtPalais zu sehen sein werden. Bei der Umsetzung hatten die Künstler freie Hand.

Jede Kabine ist dabei einer Bewegung gewidmet. Vorgestellt werden insgesamt neun Protestbewegungen von Fridays for Future, über Zweirat Stuttgart und Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 bis hin zur Black Lives Matter Bewegung und CSD Stuttgart. Die Auswahl spiegelt diejenigen Protestbewegungen in Stuttgart, die die Studierenden persönlich am intensivsten beschäftigt haben und lassen damit ein Panorama junger Protestkultur in Stuttgart entstehen.

Graffiti war schon immer ein Ausdruck des Protests, so dass diese Kunstform für die Gestaltung der Ausstellung nahelag. Während es auf Toiletten normalerweise als Sachbeschädigung gewertet wird, dient es hier als bewusst gewähltes Stilmittel. Bei dem „Kabinett der grauen Künste“ wird die Museumstoilette zum Denkraum, um sich mit den Forderungen und Überzeugungen der Protestbewegungen auseinanderzusetzen.